„Dass die Stimme, die ich dann schon mal aufgesprochen habe oder irgendwo eingesprochen habe, genommen wird und dann in alle möglichen Richtungen, auf alle möglichen Figuren, Trickfilm oder Real, einfach KI generiert werden kann und ich dann gar nicht mehr im Studio sein muss. Und damit auch meinen Lebensunterhalt natürlich verliere.“
Die KI sei jedoch nicht nur eine Bedrohung, sondern auch eine Chance. Die Technologie könnte beispielsweise dabei helfen, Texte schneller zu übersetzen oder bei der Produktion von Inhalten flexibler zu sein.
Trotzdem bleibt die Frage nach der Einzigartigkeit menschlicher Stimmen. Die Fähigkeit, Emotionen und Nuancen auszudrücken, ist eine Kunst, die bisher schwer von Maschinen reproduziert werden kann, findet Arlette Stanschus: „Die Stimme ist Spiegel der Seele. Wenn ich das gut spiele, dann überträgt sich auch was. Dann bekommt der Zuhörer, der Zusehende, der, der den Film guckt, der, der das Hörspiel hört, bekommt eine Gänsehaut oder nicht. Ich berühre, ich bringe jemanden zum Lachen. Und ich glaube nicht, dass das eine KI so gut kann.“
Mittlerweile hat sie auch schon einzelne Anfragen von Kunden erhalten, die ihre Stimme von der KI klonen lassen würden, um daraus mehr zu generieren. „Also es ist eher eine Antwort der Branche, sage ich mal, dass da jetzt gerade eine große Verunsicherung in unserer Branche herrscht, wäre die erste Antwort erstmal ein Nein“, so die Synchronsprecherin über ihre Antwort.
„Und die zweite Antwort wäre wahrscheinlich, wenn das in so eine Richtung geht, wie wird so etwas dann vergütet oder kann man das überhaupt hochrechnen? Wird es dann eine Grundlage geben, dass da noch ein Lebensunterhalt mit zu bestreiten ist? Es gibt noch keine wirklich klaren Antworten darauf, weil ich denke, wir werden damit Lösungen finden müssen, hybride Lösungen, wie wir damit leben dann mit diesen neuen Formen.“
Arlette Stanschus glaubt an die Wertschätzung menschlicher Stimmen und hofft, dass die Entscheidung letztendlich beim Publikum liegt.
„Also, dass vielleicht bei Nachrichten und Sachtexten da auch die KI vielleicht zum Teil auch ein bisschen durchsetzen könnte, das kann ich mir vorstellen. Das heißt, da gibt es dann sicherlich weniger zu tun für uns Sprecher, Sprechende. Aber ich wünsche mir natürlich, dass wir noch sehr, sehr lange synchron sprechen dürfen und alles andere machen dürfen“, sagt sie.
Obwohl Unsicherheiten bestehen, bleibt ihre Leidenschaft für den Beruf und der Wunsch, weiterhin Geschichten zu erzählen und Menschen zu berühren, unverändert.
Für sie bleibt die Hoffnung auf eine Koexistenz von Mensch und Maschine.